Ex oriente lux? - (Ein)Blicke in das deutsch-türkische Kulturmosaik
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Rückblick
Das im Rahmen der Europäischen Kulturtage 2004 veranstaltete Symposium „Ex oriente lux?- (Ein)Blicke in das deutsch-türkische Kulturmosaik“ wurde mit dem Vortrag „Lebenswelten in Istanbul“ von der in Istanbul lebenden Regisseurin Yekta Kara eingeleitet, die Einblicke in die kosmopolitische Atmosphäre ihrer Heimatstadt gab. Im Anschluss fand die Podiumsdiskussion zum Thema „Politische Partizipation als Integrationschance“ statt, an der türkischstämmige deutsche Politiker beteiligt waren: Bülent Arslan von der CDU, Kenan Kolat von der SPD und Cem Özdemir vom Bündnis 90/ Die Grünen. Moderiert wurde die Diskussion von dem anerkannten Islamwissenschaftler Dr. Michael Lüders. In der Diskussion ging es hauptsächlich um Fragen zur Integration in den Bereichen Politik, Gesellschaft und Religion. Es zeigte sich, dass eine der wichtigsten Voraussetzung von Integration die Beherrschung der deutschen Sprache sei, und dass die bisherigen Versäumnisse integrativer Bildungspolitik in Deutschland mit Reformen auszugleichen seien. Die Podiumsdiskussion wurde von zahlreichen interessierten Besuchern verfolgt, so dass sich im Anschluss zum "Apero" im türkischen Teeraum nachhaltige Diskussionen entwickelten. Eine wiederholte Äußerung war hierbei, dass solche Politiker mit Sachverstand für parteipolitische Positionen auch in der deutschen Bundesregierung wünschenswert wären.
Am darauf folgenden Tag hatten namhafter Wissenschaftler zu den Themen „Istanbul-Stadt der Gegensätze und Gleichzeitigkeiten“ und „Politik der Anerkennung“ das Wort. Der Vormittag war geprägt von Einblicken in die Geschichte der Türkei durch den Filmemacher und Publizisten Halil Gülbeyaz, von Lebenseindrücken eines Deutschen in Istanbul durch den Korrespondenten Michael Matting sowie vom Vortrag von Professor Nicolai der Universität Trier über den städtebauliche Charakter der Stadt Istanbul zwischen Tradition und Moderne.
Am Nachmittag setzte sich das Symposium mit der bekannten Soziologin Professor Beck-Gernsheim der Universität Nürnberg-Erlangen fort, die sich pointiert und kritisch zur Frage der kulturellen Differenz zwischen Türken und Deutschen äußerte. Politik der Anerkennung ist nicht nur die kritische Auseinandersetzung von kultureller Anpassung vor dem Hintergrund sozialer Teilhabe in der deutschen Gesellschaft, sondern auch eine Frage der Bildung und der wirtschaftlichen Teilhabe. Hierauf gingen Hayrettin Aydin, Leiter der wissenschaftlichen Projekte und Cigdem Akkaya, stellvertretende Direktorin des Zentrum für Türkeistudien in Essen ein. Es zeigte sich, dass bereits ein hohes Bildungsniveau akademischer Türken in Deutschland zu verzeichnen ist. Bestätigt wurde dies in der anschließenden Diskussion mit der Vereinigung junger türkischer Akademiker aus Stuttgart unter der Moderation von Kerim Arpad.
Der Samstagnachmittag klang mit dem „Frauenpodium“ zur aktuellen Kopftuchdebatte aus. Die ehemalige Ausländerbeauftragte des Berliner Senats Barbara John wies in ihrem Statement darauf hin, dass durch das Kopftuchverbot die Selbstbestimmung der Frauen auf der Strecke bleibe und dass Bildungschancen entscheidender seien als das Kopftuchverbot. Dem gegenüber sieht Collin Schubert von Terre des Femmes und auch die Buchautorin Serap Cileli das Kopftuch als eine Reduktion der Frau auf ihre Sexualität und als Symbol der Unterdrückung an. Bis zum Schluss gestaltete sich die aktuelle Kopftuchdebatte spannend und kontrovers, die von Dr. Ursula Knapp aus Karlsruhe moderiert wurde.
Am Sonntag schließlich wechselte das Symposium im Medientheater des ZKM von der akademisch-wissenschaftlichen auf die künstlerische Ebene in das Badische Staatstheater. Yekta Kara, die als Regisseurin aus Istanbul das Publikum ansprach, berichtete über die Sujets der aktuellen Theater und Kinowelt in Istanbul, die sich auf den sozialkritischen Diskurs seit den 80er Jahren konzentrieren. Um Kulturvermittlung ging es dann auch in der szenischen Lesung zweier Schauspieler des Badischen Staatstheaters aus dem Buch „Kanak Sprak“ von Feridun Zaimoglu. Den Höhepunkt an diesem Morgen bildete der Kabarettist Muhsin Omurca, der dem Publikum viele Lacher entlocken konnte. Mit seiner Darstellung des „Kanakmän“ wusste er seine Existenz als Türke in Deutschland in humoristischer, satirischer, aber auch denkwürdiger Weise darzustellen. Geendet hat das wissenschaftliche Symposium im Rahmen der Europäischen Kulturtage mit der Publikumsdiskussion mit Vertretern aus dem Deutsch-Türkischen Bildungskreis aus Karlsruhe. Insgesamt ist festzuhalten, dass es nach wie vor offene Fragen im Hinblick auf das deutsch-türkische Verhältnis gibt, was anregt, sich erneut diesem Thema in weiteren Veranstaltungen zu widmen.
Programm
Freitag, 23. April 2004 |
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Samstag, 24. April 2004 |
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Sonntag, 25. April 2004 |
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ReferentInnen des Symposiums: |
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Tagungsorte: ZKM, Medientheater,Lorenzstr. 19, Karlsruhe
Badisches Staatstheater, Baumeisterstr. 11, Karlsruhe
Mitveranstalter: Badisches Staatstheater
ZKM|Zentrum für Kunst- und Medientechnolgie
Leitung: Dr. Caroline Y. Roberstson-von Trotha, ZAK
Prof. Peter Weibel, ZKM
Achim Thorwald, Badisches Staatstheater
Organisation: Katrin Gebhardt M.A.., ZAK
Katrin Kaschadt/ Anke Hoffmann ZKM
Tilman Neuffer, Badisches Staatstheater