Karlsruher Gespräche 2014
Prof. Dr. Yunxiang Yan
Referent
Prof. Dr. Yunxiang Yan ist Professor für Anthropologie und Direktor des Center for Chinese Studies an der University of California in Los Angeles. Zuvor war er unter anderem Dozent für Anthropologie an der Chinesischen Universität Hongkong und Dozent für Folklore an der Universität Peking. Yan erwarb einen Masterabschluss an der Universität Peking und promovierte in Sozialanthropologie an der Universität Harvard. Zu seinen Forschungsinteressen gehören der gesellschaftliche Wandel, Familie und Verwandtschaft, kulturelle Globalisierung, sowie Moral und Individualisierung. Seine Publikationen umfassen u.a.: „The Drive for Success and the Ethics of the Striving Individual“, in: Charles Stafford (Hrsg.): Ordinary Ethics in China Today (2013), S. 263-291; The Individualization of Chinese Society (2009); und Private Life under Socialism: Love, Intimacy, and Family Change in a Chinese Village (2003).
Das ZAK bat Prof. Dr. Yunxiang Yan folgende Fragen zu beantworten:
1. Befördert oder behindert die Weltmarktgesellschaft die Erreichung globaler humanitärer Lebensverhältnisse?
Im Allgemeinen bringt sie mehr positive als negative Auswirkungen mit sich, sowohl hinsichtlich der Erzeugung von materiellem Wohlstand als auch von spiritueller Vielfalt, während sie gleichzeitig die Welt objektiviert und kommerzialisiert. Das tatsächliche Ergebnis oder die spezifische Kombination von Schaden und Nutzen kann jedoch in jedem einzelnen Fall über verschiedene geografische, soziale und politische Grenzen hinweg stark variieren.
2. Führt die Weltmarktgesellschaft zu neuen Formen des Menschenhandels oder kann sie eine Chance für die Durchsetzung internationaler Standards für menschenwürdige Arbeitsverhältnisse sein?
Beides sind nicht nur Möglichkeiten, sondern gesellschaftliche Wirklichkeiten, die sich aktuell auf der Welt genauso zutragen. Allerdings ist die zweite, positive Rolle der Weltmarktgesellschaft eine neue und Mut machende Entwicklung, die sich erst in den letzten Jahrzehnten abzuzeichnen begann. Ein Grund dafür ist unter anderem der Anstieg des politischen Konsumverhaltens. Konsumenten setzen ihre Kaufkraft ein, um die Hauptakteure des Weltmarkts dazu zu bewegen, humanitäre Probleme zu beachten und gesellschaftliche Verantwortung zu übernehmen.