Karlsruher Gespräche 2009
Dr. Michael Kohlstruck
Referent
Dr. Michael Kohlstruck wurde 1957 geboren und ist Politikwissenschaftler. Nach seinem Studium der Philosophie, Politischen Wissenschaft und Germanistik absolvierte er das Aufbaustudium Qualitative Methoden in den Sozialwissenschaften. Kohlstruck war anschließend in der Bildungs- und Jugendforschung sowie in der Zeitgeschichtsforschung in Bremen, Berlin, Potsdam und Aachen tätig. Seit 2002 arbeitet er am Zentrum für Antisemitismusforschung der Technischen Universität Berlin, Arbeitsstelle Jugendgewalt und Rechtsextremismus. Thematisch konzentriert er sich auf die politische Soziologie und den Rechtsextremismus, die Jugendforschung, Zeitgeschichte und politische Kultur, wozu er einige Arbeiten veröffentlicht hat. Im Jahr 2008 erschien sein Artikel „Rechtspopulismus und Rechtsextremismus. Graduelle oder qualitative Unterschiede?“ in dem Band „Populismus in Geschichte und Gegenwart“, herausgegeben von Richard Faber und Frank Unger. Gemeinsam mit Andreas Klärner ist er Herausgeber des 2006 erschienenen Buches „Moderner Rechtsextremismus in Deutschland“. Anlässlich einer Kommunaltagung vom Brandenburgischen Institut für Gemeinwesenberatung und dem Bündnis für Demokratie und Toleranz formulierte Kohlstruck mehrere Thesen über den Einsatz von Geschichte als Propagandamittel durch rechtsextremistische Gruppierungen, wie etwa die Instrumentalisierung von öffentlichen Einrichtungen oder Orten des Gedenkens. „Die Einbeziehung von Orten, Personen und Ereignissen in eine rechtsextreme Erinnerungspolitik folgt nicht historischen, sondern aktuellen Relevanzkriterien“, wie Kohlstruck argumentiert. Dabei seien die „heutigen strategischen Überlegungen“ der Aktivisten ausschlaggebend, da Veranstaltungen wie Aufmärsche „wichtige Funktionen für den inneren Zusammenhalt und die Außendarstellung der rechtsextremen Bewegung“ darstellen. Für die Gemeinden und Kommunen sei in einem solchen Fall eine konkrete Öffentlichkeitsarbeit wichtig, um „eine Verbindung zwischen den demokratischen, also positiven Aktivitäten und dem Namen des Ortes bzw. der Region“ darzustellen, so der Referent.
Das ZAK hat Herrn Dr. Michael Kohlstruck gebeten, folgende Frage zu beantworten:
Was können Bürgerinnen und Bürger gegen Rechtsextremismus beitragen?"Rechtsextremismus ist ein Angriff auf die Idee und die Wirklichkeit der Menschenrechte, der Demokratie und der sozialen Gerechtigkeit. Wer Menschenrechte, Demokratie und soziale Gerechtigkeit stärkt, trägt damit zu einer Schwächung auch des Rechtsextremismus bei. Wichtiger als das ausdrückliche Bekenntnis zu diesen Prinzipien ist die praktische Gestaltung von persönlichem Alltag, Ausbildung und Arbeitswelt in ihrem Geiste."