Karlsruher Gespräche 2012
„Alles in (Un-)Ordnung? Neue Unübersichtlichkeiten in einer globalisierten Welt“
Margrit Kennedy
Referentin
Prof. Dr. Margrit Kennedy entdeckte als Leiterin der Forschungsabteilung Ökologie und Energie in der Internationalen Bauausstellung Berlin 1982 einen Konstruktionsfehler in unserem Geldsystem, in dem sie ein Haupthindernis erkannte, um ökologische Maßnahmen im notwendigen Umfang durchzusetzen. Damit begann eine nun 30 Jahre währende Suche nach Alternativen zum heutigen Geldsystem. Ihr Buch „Geld ohne Zinsen und Inflation“ wurde in 22 Sprachen übersetzt. Das Buch „Regionalwährungen – ein neuer Weg zu nachhaltigem Wohlstand“ (zusammen mit Bernard Lietaer) dient als theoretische Grundlage für über 70 Initiativen in Deutschland, von denen 30 bereits eine eigene Regionalwährung herausgegeben haben und ist in Französisch und Spanisch erschienen. In Vorträgen und Seminaren vermittelt sie, wie das Geldsystem als ein Dreh- und Angelpunkt unserer wirtschaftlichen Probleme zum dienenden statt zum beherrschenden Instrument werden kann.
Das ZAK bat Prof. Dr. Margrit Kennedy, folgende Fragen zu beantworten:
1. Ist unser Bedürfnis nach Sicherheit gewachsen oder hat sich lediglich unsere Wahrnehmung von Unsicherheit verändert?
Aus meiner Sicht ist die Komplexität der Probleme exponentiell gewachsen und wir stehen vor globalen Herausforderungen, die es in dieser Größenordnung noch nie in der Menschheitsgeschichte gegeben hat. Dies erfordert neues Denken, Verhalten und Handeln d.h. wir sind mitten in einem Paradigmenwechsel und das ist immer mit Unsicherheit verbunden.
2. Inwiefern nehmen Interdependenzen zwischen einzelnen Risiken zu? Ist ein Dominoeffekt erkennbar?
Wir sind über weltweite Kommunikationsnetzwerke verbunden und erfahren täglich über die Medien, wie eine globale Wirtschaft unsere Abhängigkeit von einander erhöht. Die Situation Griechenlands z. B. erhöht nicht nur die Probleme eines Zusammenbruchs der Währung dort, sondern europa-, ja sogar weltweit. Unser Geldsystem ist ein Grund für die wachsende Gefahr durch den sogenannten Dominoeffekt.
3. Sollten angesichts der derzeitigen Krisenlage mehr Entscheidungskompetenzen auf die europäischen Institutionen/Organe verlagert werden?
Eine Hauptursache für die Gefahren, denen wir gegenüber stehen, liegt im mangelnden Verständnis unserer Politiker, der Fachleute und der großen Mehrheit der Bevölkerung von der Ursache der Krise im Geldsystem selbst. Deswegen können neue Verordnungen und Zusammenschlüsse von Institutionen und Organen immer nur temporär helfen. Erst die Einsicht in notwendige Veränderungen und entsprechende Veränderungen in diesem System können uns auf Dauer von regelmäßig wiederkehrenden Krisen befreien.