Europäische Kulturtage Karlsruhe 2016

Dr. Lou Bohlen

Referentin

 

Curriculum Vitae

Dr. Lou Bohlen wurde 1974 geboren. Nach dem Studium der Neueren Geschichte, Osteuropäischen Geschichte und Slavistik an den Universitäten Freiburg und Bochum war sie in den Jahren 2007 und 2008 Fellow am Minerva Institute for German History an der Tel Aviv University. Im Jahr 2010 promovierte sie in Neuerer Geschichte an der Ruhr-Universität Bochum. Von 2010 bis 2012 war Bohlen Wissenschaftliche Geschäftsführerin des Zentrums für Osteuropastudien an der Universität München. 2013 hatte sie einen Forschungsauftrag im Rahmen des Programms "Kultur und Außenpolitik" des Instituts für Auslandsbeziehungen, Stuttgart. Seit 2014 ist Lou Bohlen Forschungsreferentin an der Bayerischen Akademie der Wissenschaften.

 

Abstract

Kulturtransfer in Diasporagemeinschaften. Die paradoxe Selbstverortung russischsprachiger Juden in Israel

Beschäftigt man sich mit sogenannten Diasporagemeinschaften, so wird schnell klar, dass eine ideelle und normative Konzeption von Heimat und Diaspora der vieldeutigen Realität kaum gewachsen ist. Besonders augenfällig wird das am Beispiel der großen Einwanderungswelle aus der Sowjetunion, beziehungsweise aus den postsowjetischen Ländern nach Israel von 1989-2000. Ausgerechnet in diesem politischen, historischen und kulturellen Zusammenhang, in dem der Begriff 'Diaspora' bzw. 'Galut' als Schlüsselkonzept und Letztbegründungs-Instanz bemüht wird, scheint das Konzept seine ursprüngliche Eindeutigkeit zu verlieren und zu zerfallen, bzw. nicht mehr belastungsfähig zu sein. Diese Auflösung eines klassischen Konzeptes von Heimat und Diaspora forderte die aufnehmende jüdisch-israelische Gesellschaft in einer Weise heraus, die sie zwang, nicht nur auf die Realitäten der Zuwanderer zu reagieren, sondern das Konzept Heimat und Diaspora selber neu zu diskutieren.