Volle Fahrt voraus? Die mobile Gesellschaft zwischen Technikeuphorie und Protest
Colloquium Fundamentale im Sommersemester 2011
Mobilität bildet eine der Voraussetzungen individueller Teilhabe an der Gesellschaft und ist zudem ein Phänomen mit einer langen Geschichte. Das Colloquium Fundamentale, dieses Semester unter dem Titel „Volle Fahrt voraus? Die mobile Gesellschaft zwischen Technikeuphorie und Protest“, beleuchtet die Zusammenhänge zwischen Geschichte, Technik und Gesellschaft der Mobilität.
Mobil sein ist zu einer Selbstverständlichkeit geworden. Spätestens mit dem Aufkommen des Autos, das in diesem Jahr sein 125. Jubiläum feiert, hat Mobilität einen obligatorischen Charakter erhalten. Laut einer ADAC Studie aus dem Jahr 2010 besitzen 82,8 Prozent der deutschen Haushalte mindestens ein Auto. Ökologische Auswirkungen, wie hohe Abgasbelastungen und die daraus entstehende Luftverschmutzung und die Erhöhung des Treibhauseffekts, sind die Folge.
Abhilfe könnte das E-Mobil schaffen, ein durch elektrische Energie angetriebenes Auto, das durch den gezielten Verbrauch dieser Energie dem Benziner gegenüber im Vorteil ist. Die elektrische Energie wird bei den Elektroautos gezielt in den Antrieb umgesetzt und auch zu gut 90 Prozent genutzt. Eine andere Alternative bieten öffentliche Verkehrsmittel, wobei Fahrtüchtigkeit und Verfügbarkeit eine große Rolle spielen. In den Augen der Öffentlichkeit haben diese stark eingebüßt und Proteste gegen neue Verkehrsprojekte sind die Folgen. Welche Auswirkungen haben derartige Entwicklungen auf die mobile Gesellschaft?
Konzept und wissenschaftliche Leitung:
Prof. Dr. Caroline Y. Robertson-von Trotha, Gründungsdirektorin des ZAK
Organisation: Rubina Zern M.A.
Pressearbeit: Anna Kwiatkowski M.A.
Veranstaltungsübersicht
28. April 2011, 18.00 Uhr, NTI-Hörsaal, KIT, Geb. 30.10, Engesserstrasse 5, EG
Eröffnungsvortrag | „Dädalus und Ikarus in der Technikgeschichte – die Kunst des mittleren Weges“
Prof. Dr. Joachim Radkau, Universität Bielefeld - zur Kurzbiografie als PDF
Prof. Dr. Joachim Radkau von der Universität Bielefeld, der unlängst mit seiner in diesem Jahr erschienenen „Ära der Ökologie“ von sich reden machte, wird zur Eröffnung über „Dädalus und Ikarus in der Technikgeschichte – die Kunst des mittleren Weges“ sprechen. Der Titel ist eine Anspielung auf E. F. Schumacher's "Small Is Beautiful" und sein dortiges Konzept einer "buddhistischen Technologie". Dädalus und Ikarus sind zudem das Leitmotiv der Neufassung seines Buches "Technik in Deutschland". Radkau hat die deutsche Technikgeschichte gegen den Strich gelesen und sich somit der beliebten traditionellen Fortschrittshistorie entzogen: Geduld hat er als traditionelle Kardinaltugend deutscher Ingenieure ausgemacht. Viele Entwicklungen, die heute von Tempo- und High-Tech-Fans als angebliche "deutsche Technikfeindschaft" angeprangert würden, seien in Wahrheit das Resultat einer durchaus produktiven deutschen Tradition, derer man sich nicht zu schämen brauche, so Radkau. |
12. Mai 2011, 18.00 Uhr, NTI-Hörsaal, KIT, Geb. 30.10, Engesserstrasse 5, EG
Technik als Symbol. Mobilitätstechnik und die neue Wahrnehmung der Welt um 1900
PD Dr. Kurt Möser, Karlsruher Institut für Technologie - zur Kurzbiografie als PDF
Die „Mobilitätsrevolution“ um 1900 war nicht allein durch die Ausbreitung eines innovativen Technikfeldes charakterisiert. Räder, Automobile, kleine Boote oder Fluggeräte veränderten um 1900 den Blick auf die Welt und das Umgehen mit Technik: Sie ermöglichten neue Perspektiven auf die Natur, erzeugten neue, oft irritierende Wahrnehmungsweisen und erforderten neue Kompetenzen des „Bedienens“ von komplexen Mobilitätsmaschinen. Neue Körper-Technik-Beziehungen, wie Dreiachsensteuerung, Balancieren oder Rundumblick, das Umgehen mit hohen Geschwindigkeiten oder mit körperlichen Risiken erzeugten eine spezifische Modernitätserfahrung für Teilnehmer und Betrachter. Im Vortrag wird auch auf die literarische und künstlerische Verarbeitung der individuellen Mobilität und auf die symbolischen Felder der neuen Technikkultur eingegangen. Videoaufzeichnung der Veranstaltung
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26. Mai 2011, 18.00 Uhr, NTI-Hörsaal, KIT, Geb. 30.10, Engesserstrasse 5, EG
Grüner wird’s nicht! Unsere Umwelt und die Zukunft des elektrischen Automobils
Prof. Dr.-Ing. Martin Doppelbauer, Karlsruher Institut für Technologie - zur Kurzbiografie als PDF
Elektromobilität wird gepriesen als die Zukunft des Automobils, als die Lösung aller globalen Energie- und Ressourcenprobleme. Der Vortrag beschäftigt sich kritisch mit den dringenden technischen, ökologischen und ökonomischen Fragestellungen: Wie funktioniert eigentlich ein Elektroauto und wann können wir es kaufen? Wie werden wir in der Praxis damit umgehen? Woher kommt die elektrische Energie? Was kostet uns das? Welchen Nutzen hat das Elektroauto für die Umwelt? Dabei wird der Bogen gespannt von der individuellen Mobilität bis hin zu globalen Auswirkungen auf Energie- und Rohstoffbedarf. Prof. Dr.- Ing. Martin Doppelbauer ist Inhaber des Lehrstuhls für Hybride Elektrische Fahrzeuge (HEV) am Karlsruher Institut für Technologie (KIT). |
30. Juni 2011, 18.00 Uhr, NTI-Hörsaal, KIT, Geb. 30.10, Engesserstrasse 5, EG
Auf dem Abstellgleis? Deutschlands Schienenverkehr auf dem Prüfstand
Prof. Dr.-Ing. Eberhard Hohnecker, Karlsruher Institut für Technologie - zur Kurzbiografie als PDF
Der Schienenverkehr steht nicht nur im dicht besiedelten und zentral in Mitteleuropa gelegenen Deutschland im Wettbewerb mit dem nationalen und Transitverkehr der Straße, der Binnenschifffahrt und dem Luftverkehr. Die deutschen Schienenverkehrsunternehmen reagieren infolge der deutschen, aber auch durch die Öffnung der internationalen Märkte der europäischen und weltweiten Entwicklungen mit einer Anpassung der Infrastruktur und über die Betriebsführung in hohem Maße auch der Kundenorientierung. Überdies wird eine Modernisierung der Fahrzeugflotten durchgeführt. Allerdings beeinträchtigen die Systemnachteile des Schienenverkehrs, Mängel an den Fahrzeugen und Probleme im laufenden Betrieb sowie geplante Großbau-vorhaben die Akzeptanz in der Bevölkerung. Der Vortrag greift das Spannungsfeld zwischen Innovation und Ablehnung auf und stellt klar, dass künftige Mobilität vor dem Hintergrund der Ressourcenverknappung und des Umweltschutzes nur mit Hilfe eines leistungsfähigen und zuverlässigen Schienenverkehrs gewährleistet werden kann. |
07. Juli 2011, 18.00 Uhr, Diese Veranstaltung fällt leider aus!
Die Zurückeroberung der Straße – Bevölkerungsproteste gegen neue Verkehrsprojekte
Prof. Dr. Barbara Lenz, Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt Berlin Diese Veranstaltung fällt leider aus! |
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Prof. Dr. Klaus Hänsch, Präsident des Europäischen Parlaments a. D. Diese Veranstaltung fällt leider aus!
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14. Juli 2011, 18.00 Uhr, Raumänderung: Die Veranstaltung findet im Johann-Gottfried-Tulla Hörsaal, Gebäude 11.40, Englerstr. 11, 1.OG statt!
Podiumsdiskussion: Höher, schneller, weiter? Was wir aus Stuttgart 21 lernen können
Spricht man derzeit über umstrittene Großprojekte, fällt schnell das Stichwort „Stuttgart 21“, das die Gemüter nicht nur in Baden-Württemberg spaltet. Ist der geplante neue Bahnhof ein Projekt mit großem Innovationspotential oder eine Unsummen verschlingende Utopie? Auf gesellschaftlicher Ebene artikuliert sich der Protest gegen verkehrstechnische Großprojekte immer heftiger. Die Projektgegner von Stuttgart 21, die sich aus Bürgerinnen und Bürgern weit über den Kreis der Betroffenen hinaus zusammensetzen, monieren u.a. die Bagatellisierung des Projekts durch die alte Regierung, im Zusammenhang mit undurchsichtigen Kosten, einer langen Bauzeit sowie möglichen Umweltbeeinträchtigungen. Doch woran genau krankt Stuttgart 21 eigentlich? Welche Versäumnisse kann man den beteiligten Akteuren vorwerfen? Und welche Rolle kommt der Medienberichterstattung zu? Vor diesem Hintergrund wird in der Podiumsdiskussion über die Lehren aus dem Großprojekt und die unterschiedlichen Strategien der Kommunikation und des Konfliktmanagements diskutiert.
Videoaufzeichnung der Veranstaltung
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Dr. Gisela Splett, Staatssekretärin im Verkehrsministerium Baden-Württemberg
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Marcus Hinkel, Dipl.-Betriebsw., Inhaber der Kreativagentur Hinkel360
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Prof. Dr. Klaus Kornwachs, Honorarprofessor für Philosophie am Humboldt-Zentrum der Universität Ulm |
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