Karlsruher Gespräche 2013

Die ‚Zwischengesellschaft‘: Tradition und Moderne im Widerspruch

Prof. Dr. Elísio Macamo

Referent

Macamo

Prof. Dr. Elísio Macamo ist Professor für Afrikastudien an der Universität Basel, wo er Soziologie unterrichtet und Sprecher des Zentrums für Afrikastudien ist. Er wurde in Mosambik geboren und studierte in England und Deutschland. An der Universität Bayreuth schloss er sowohl seine Promotion als auch seine Habilitation in allgemeiner Soziologie und Entwicklungssoziologie ab. Macamo ist u. a. Mitherausgeber der AEGIS-Buchreihe African Studies und des African Sociological Review. Er war AGORA-Fellow am Wissenschaftskolleg zu Berlin. Macamo interessiert sich für Risiko- und Entwicklungsstudien, die Soziologie der Religion sowie methodische Fragestellungen.

Das ZAK bat Prof. Dr. Elisio Macamo folgende Fragen zu beantworten.

1.    Bewahrung im Wandel: Was heißt dies aus Ihrer Sicht vor dem Hintergrund von Prozessen der Globalisierung und Glokalisierung?

Ich sehe Prozesse der Globalisierung und Glokalisierung – was auch immer damit gemeint ist – mit Skepsis, denn sie haben Afrika stiefmütterlich behandelt. Wenn ,Bewahrung im Wandel‘ bedeuten soll, dass diese Prozesse weiterhin vertraute Wege einschlagen, dann sehe ich noch eine düstere Zukunft vor uns liegen.
 
2.    Was führt eine Gesellschaft angesichts wachsender Orientierungslosigkeit im Zeitalter der Globalisierung zusammen und was treibt sie auseinander?

Zusammenführung und Auseinandertreiben sind meines Erachtens konstitutive Merkmale jeder Gesellschaft. Insofern stellt die Globalisierung keine besondere Herausforderung dar. Alles entscheidet sich daran, ob die Individuen, die eine Gesellschaft ausmachen, über die Fähigkeit verfügen, sich kritisch mit ihrer Gesellschaft auseinanderzusetzen. Zum Glück ist, soweit ich es weiß, bislang keine Gesellschaft aufgrund mangelnder Orientierung verschwunden.
 
3.    Unsere Gesellschaft steht zwischen tradierten Wertvorstellungen und lokalen Alltagsroutinen einerseits und sich schnell wandelnden Einstellungen und Verhaltensweisen andererseits. Welche Rolle spielen Frauen in diesen zivilgesellschaftlichen Veränderungsprozessen?

Sie spielen die gleiche Rolle, die von den Verlierern der Globalisierung in der Welt gespielt wird. Durch ihre Fähigkeit und ihren Mut, die Gesellschaft daran zu erinnern, ihre Versprechungen einzulösen, tragen sie dazu bei, dass die in der Büchse der Pandora zurückgebliebene Hoffnung unser Handeln beeinflusst. Ihre Stimme und ihr Selbstbewusstsein sind Eigenschaften der sich schnell wandelnden Einstellungen und Verhaltensweisen.