Quo vadis, Türkei? Szenarien und Perspektiven
Podiumsdiskussion am Mittwoch, 10. Dezember 2014, 19 Uhr, Festsaal des Studentenhauses (Geb. 01.12) Adenauerring 7
Die Türkei ist geprägt von religiöser und kultureller Vielfalt, ein Land mit fortschreitenden wirtschaftlichen und sozialen Erfolgen und zunehmenden Modernisierungstendenzen. Doch seit den Protesten im Gezi-Park vor über einem Jahr kommt das Land gesellschaftlich nicht mehr zur Ruhe. Das gewaltsame Vorgehen gegen Straßenproteste, die Korruptionsaffäre der Regierung, das zeitweise Verbot von Twitter und YouTube und die Entlassung kritischer Journalisten sind nur einige der Punkte, die die türkische Gesellschaft zu spalten drohen. Oppositionelle und Kritiker der Regierung Recep Tayyip Erdoǧans sehen die Werte von Demokratie, Rechtsstaatlichkeit und Freiheit gefährdet. Gleichzeitig zeigen die aktuellen Ergebnisse der Kommunal- und Präsidentschaftswahlen die hohe Unterstützung, die der regierenden Partei und dem amtierenden Staatspräsidenten entgegengebracht wird. Wie nehmen Vertreter aus Medien, Politik und Kunst den politischen Kurs der Türkei wahr? Wie ist es um die Meinungsfreiheit im künstlerisch-kulturellen Bereich bestellt? Ist zu erwarten, dass sich in Bezug auf das Recht zu freier Meinungsäußerung eine grundsätzliche „Versöhnung“ abzeichnet, wie es Recep Tayyip Erdoǧan nach seinem Sieg bei den Präsidentschaftswahlen ankündigte? Oder ist anzunehmen, dass sich die Türkei in den kommenden Jahren „vorwärts in die Vergangenheit“ bewegt – wie es jüngst der Politikwissenschaftler Dr. Burak Çopur von der Universität Duisburg-Essen prognostizierte? Diesen Fragen soll bei der Podiumsdiskussion „Quo vadis, Türkei? Szenarien und Perspektiven“ nachgegangen werden. Miteinander ins Gespräch treten Dr. Cengiz Günay, Geschichts- und Politikwissenschaftler der Universität Wien und Leiter des österreichischen Netzwerks der Anna Lindh Stiftung; Peter Spuhler, Generalintendant des Badischen Staatstheaters; Gizem A. Weber, Medienwissenschaftlerin am Institut für Medien, Bildung & Wirtschaft Karlsruhe.
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Peter Spuhler |
Peter Spuhler ist seit der Spielzeit 2011/2012 Generalintendant des Badischen Staatstheaters Karlsruhe und gründete dort sowohl das „Junge Staatstheater“ als auch die Bürgerbeteiligungssparte „Volkstheater“. Nach seinem Studium der Regie und Dramaturgie in Wien war er in der Leitungsposition verschiedener Theater tätig und wurde 2002 Intendant am Landestheater Württemberg-Hohenzollern in Tübingen. Von 2005 bis 2011 war Peter Spuhler Intendant des Theaters und Philharmonischen Orchesters der Stadt Heidelberg. Er ist Mitbegründer des „Forums junge Dramaturgie“ in der Dramaturgischen Gesellschaft und war von 2007 bis 2011 deren Vorsitzender. Er ist u. a. Mitglied der Deutschen Akademie für Darstellende Kunst und der Freien Akademie der Künste Rhein-Neckar und Vorstandsmitglied im europäischen Opernnetzwerk „Opera Europa“. Als Jurymitglied des Siemens-Opernwettbewerb Türkei reist er regelmäßig nach Istanbul und war Augenzeuge der Proteste um den Gezi-Park Ende Mai 2013. Daraus entstand die Idee für das Auftragswerk „Aufstand“ an die deutsch-kurdische Publizistin Mely Kiyak, das in Koproduktion mit dem Berliner Maxim Gorki Theater im Juni 2014 im STUDIO des Staatstheaters uraufgeführt wurde.
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Gizem A. Weber ist seit Januar 2013 als Redakteurin und Moderatorin für das deutsch-türkische TV- und Internetmagazin „FABRİKA“ am Institut für Medien, Bildung und Wirtschaft in Karlsruhe tätig. Nach ihrem Studium der Medienwissenschaften und des Journalismus an Universitäten in Istanbul (Galatasaray), Bordeaux (Michel de Montaigne) und Grenoble (Institut für Politikwissenschaften) spezialisierte sie sich in einem Masterstudium auf Gender Studies. Seit 4 Jahren lebt sie in Deutschland und schreibt neben ihrer Arbeit für „FABRİKA“ als freie Mitarbeiterin Beiträge und Kommentare für verschiedene Nachrichtenmedien, u.a. BiaNet.org. Ihre Schwerpunkte liegen in den Bereichen Kultur, Politik und Gender. Dabei beschäftigt sie sich insbesondere mit kulturellem Austausch, der politischen Bildung sowie dem Status von Frauen und der Gleichstellungspolitik.
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Dr. Cengiz Günay |
Dr. Cengiz Günay ist Senior Researcher am Österreichischen Institut für Internationale Politik und Lektor an der Universität Wien (Institut für Politikwissenschaft, Institut für Internationale Entwicklung, Orientalistik). Zu seinen Forschungsschwerpunkten gehören: Islamismus, politische Reform, Transitionsprozesse, Außenpolitik, Euro-Mediterrane Beziehungen und die Rolle von nicht-staatlichen Akteuren. Sein regionaler Fokus liegt auf der Türkei, Ägypten und Tunesien. Er ist Herausgeber und Autor zahlreicher Bücher und Artikel zu diesem Themenbereich. Im November 2012 erschien seine jüngste Monographie Die Geschichte der Türkei. Von den Anfängen der Moderne bis heute bei Böhlau Verlag, UTB, Wien. Dr. Cengiz Günay ist außerdem Leiter des österreichischen Netzwerks der Anna Lindh Stiftung.
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Leitung:
Prof. Dr. Caroline Y. Robertson-von Trotha,
Organisation:
Mirjam Stricker